Hol Dir Deine Daten zurück: Warum europäische Cloud-Dienste die Zukunft sind


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In der Welt des Cloud Computing ist die Abhängigkeit von US-amerikanischen Cloud-Diensten zu einem wichtigen Diskussionsthema geworden. Ich beobachte bei einigen europäischen Unternehmen eine wachsende Bereitschaft, ihre Abhängigkeit von US-amerikanischen Cloud-Anbietern zu verringern. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Darunter sind zum Beispiel wirtschaftliche Erwägungen, Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und der Wunsch nach mehr digitaler Souveränität.

Die Zunahme von Cyber-Threats und Datenschutzbedenken

Die zunehmende Häufigkeit und Raffinesse von Cyber-Bedrohungen haben weltweit Alarm ausgelöst. Jüngste Artikel (1, 2) haben einige Schwachstellen von Cloud-Diensten in den USA aufgezeigt. Diese waren Ziel von verschiedenen Cyberangriffen. Diese Vorfälle haben deutlich gemacht, wie wichtig robuste Cybersicherheitsmaßnahmen sind und dass die Kontrolle über Daten und Infrastrukturen stärker lokalisiert werden muss.

Darüber hinaus haben politische Entwicklungen Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit aufkommen lassen. Die Ungewissheit in Bezug auf Abkommen über den Datenaustausch zwischen der EU und den USA in Verbindung mit gesetzgeberischen Maßnahmen wie dem CLOUD Act hat viele europäische Unternehmen dazu veranlasst, ihr Vertrauen in US-Cloud-Anbieter zu überdenken. Das CLOUD-Gesetz ermöglicht es den US-Strafverfolgungsbehörden, Nutzerdaten von Technologieunternehmen anzufordern, einschließlich der außerhalb der USA gespeicherten Daten. Dies hat bei europäischen Kunden erhebliche Datenschutzbedenken ausgelöst, die nun nach Alternativen suchen, die den Verbleib der Daten in der EU garantieren.

Die „BuyFromEU“-Bewegung

Die BuyFromEU-Bewegung gewinnt an Zugkraft, da immer mehr Menschen, die ihre lokale Wirtschaft unterstützen und ihre Abhängigkeit von ausländischen Technologien verringern wollen. Der Schwerpunkt der Bewegung liegt auf dem Verbraucher. Jeder Verbraucher sollte die Herkunft der Produkte, die er kauft, überprüfen. Auf diese Weise erhalten sie ein Bewusstsein dafür, wie wenig von dem, was sie kaufen, von Unternehmen in der EU stammt. Das hat viele dazu gebracht, „Coca-Cola“ durch „Fritz Cola“ und „Nike“ durch „Adidas“ zu ersetzen. Zumindest, wenn man den Beiträgen im offiziellen Sub-Reddit der Bewegung glaubt.

Als IT-Experten sind unsere Entscheidungen nicht immer verbraucherorientiert. Dennoch glaube ich, dass wir ein oder zwei Dinge von dieser Bewegung lernen können. Aus unserer Sicht geht es bei "BuyFromEU“ nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch darum, sicherzustellen, dass europäische Daten europäischen Gesetzen und Normen unterliegen. Indem wir EU-basierte Cloud-Dienste nutzen, können wir rechtlichen Anforderungen besser erfüllen und die mit der Datenhoheit verbundenen Risiken verringern.

Es gibt (noch) kein europäisches AWS.

Das muss bedeuten, dass wir sofort unsere gesamte Infrastruktur von AWS, Azure oder GCP in eine alternative, voll funktionsfähige europäische Cloud verlagern sollten, oder? Nun, so einfach ist es nicht. Auch wenn es in der EU viele Dienste gibt, habe ich noch keinen gefunden, der den vollen Funktionsumfang der großen öffentlichen Cloud-Angebote in den USA ersetzen kann. Wie in den Anfangstagen von AWS wird es einige Zeit dauern, bis diese alternativen Dienste ein breiteres Funktionsspektrum bieten. Bis dahin sollten wir, wenn möglich, dennoch EU-Dienste nutzen. Die Verlagerung von nur 20 % der Workflows aus den USA zu einem EU-Anbieter kann bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung sein.

Alternative EU-Cloud-Dienste

Glücklicherweise gibt es in der EU bereits mehrere Cloud-Computing-Plattformen. Diese Plattformen decken viele, wenn nicht sogar die meisten Funktionen der großen öffentlichen Cloud-Angebote ab. Hier sind einige bemerkenswerte Anbieter:

  1. Scaleway: Bietet eine Vielzahl von Diensten an, darunter virtuelle Server, Object-Storage (S3-kompatibel) und verwaltete Datenbanken. Sitz in Frankreich.

  2. OVHcloud: Ein umfassender Public Cloud-Anbieter aus Frankreich, der klassische Cloud-Dienste wie virtuelle Server, Object-Storage und „managed“ Kubernetes anbietet.

  3. UpCloud: Bietet typische Cloud-Dienste mit dem Schwerpunkt auf hohen Lese- und Schreibgeschwindigkeiten für speicherintensive Anwendungen. Sitz in Finnland.

  4. Exoscale: Eine in der Schweiz ansässige Plattform, die virtuelle Server, Object-Storage und Datenbanken anbietet, wobei der Schwerpunkt auf Datenschutz und Sicherheit liegt.

  5. gridscale: Ein deutscher Cloud-Anbieter, der für seine Vielfalt an Datenbanktypen und verwalteten NFS-Servern bekannt ist, ideal für die gemeinsame Nutzung von Daten zwischen Kubernetes-Clustern.

  6. Elastx: Ein schwedischer Anbieter, der OpenStack nutzt und „managed“ Kubernetes sowie eine Web-Application-Firewall anbietet, wobei der Schwerpunkt auf Hochverfügbarkeitsanwendungen liegt.

  7. Fuga Cloud: Eine niederländische Plattform, die auf OpenStack basiert und virtuelle Server, Objektspeicher und „managed“ Kubernetes anbietet.

  8. Hetzner: Ein deutscher Anbieter, der typische Cloud-Dienste anbietet und einen guten Ruf für Zuverlässigkeit und Kundensupport genießt.

  9. STACKIT: Ein weiterer deutscher Cloud-Anbieter, der Managed-Services wie Object-Storage, Kubernetes und eine Vielzahl von Datenbanken anbietet, mit Rechenzentren in Deutschland und Österreich.

Die Website European Alternative bietet eine umfassende Liste möglicher EU-Alternativen: https://european-alternatives.eu/category/cloud-computing-platforms

Die Herausforderungen der Umstellung

Auch wenn die Vorteile eines Wechsels zu EU-basierten Cloud-Diensten auf der Hand liegen, ist der Prozess nicht ohne Herausforderungen. Die Migration der bestehenden Infrastruktur kann komplex und zeitaufwändig sein, insbesondere für große Unternehmen mit umfangreichen Daten und Anwendungen. Die langfristigen Vorteile der Unabhängigkeit, der größeren Kontrolle, des verbesserten Datenschutzes und der Angleichung an die regulatorischen Anforderungen könnten die anfänglichen Hürden aufwiegen.

Schlussfolgerung

Ein Wechsel zu EU-basierten Cloud-Diensten ist ein strategischer Schritt, der den Datenschutz verbessern, die Abhängigkeit von ausländischen Technologien verringern und die lokale Wirtschaft unterstützen kann. Die EU ermutigt derzeit CTOs und andere IT-Fachleute, diese Alternativen zu untersuchen und einen Fahrplan für die Migration ihrer Infrastruktur zurück zu EU-Diensten oder On-Premise-Hosting zu entwickeln.

Ich bin mir bewusst, dass es in der EU derzeit keine vollwertigen Ersatzangebote gibt. Das heißt aber nicht, dass es in Zukunft keine geben wird. Auch wenn nicht alle Dienste sofort ersetzbar sind, so ist es doch ein guter erster Schritt, mit dem Prozess zu beginnen und einen Backup-Plan aufzustellen.

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